Um sich mit der Arbeitsweise von Historikern auseinander zu setzen, hat die 6b unter dem Motto „Kreative Präsentationen“ Projektarbeiten erstellt.
Entsprechend ihren Interessen haben die Schülerinnen und Schüler selbstgewählte historische Inhalte zum übergeordneten Thema „Lebensorte im Mittelalter“ aufbereitet.
Zu sehen ist das Ergebnis von Elly Brunke und Ada Roemheld mit einem Gastauftritt von Justus Baumgarte zum Thema: Das Leben im Kloster –Aufnahme ins Kloster und Schulleben.

Cathrin Wiebusch-Euen

Dr. Julius Bockemüller

Am 29. Juni 2021 wurde von dem Künstler Gunter Demnig zur Erinnerung an das Schicksal des Sickter Arztes Dr. Julius Bockemüller ein Stolperstein verlegt. Dies ist bereits der fünfte Stein, der vor dem Wilhelm-Gymnasium (WG) in Braunschweig auf die Verbrechen der Nationalsozialisten hinweist.

Paula Caesar, Anne Heinemann und Hanna Schwarz, Schülerinnen des WG, hatten im März 2020, im Rahmen einer Veranstaltung des Vereins „Stolpersteine für Braunschweig“, das Schicksal von Julius Bockemüller im Roten Saal des Schlosses eindrucksvoll vorgestellt. Wegen der Corona-Pandemie musste die Verlegung des Stolpersteins auf dieses Jahr verschoben werden.

Jutta Salzmann, Sprecherin des Vereins „Stolpersteine für Braunschweig“, wies in ihrer Ansprache auf die aktuelle gesellschaftliche Bedeutung der Stolpersteine hin und würdigte die Idee des Künstlers Gunter Demnig. Europaweit erinnern inzwischen über 75 000 Steine an Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, vertrieben oder deportiert worden sind. Angesichts von zunehmendem Rechtsextremismus und Rechtspopulismus ist es wichtig, vor Ort an die Opfer zu erinnern.

Schulleiter Volker Ovelgönne begrüßte die Anwesenden, brachte seinen Dank gegenüber den Schülerinnen und den Lehrerinnen Eike Conrady und Petra Weigel zum Ausdruck. Für die zahlreich anwesenden Schüler:innen sei die heutige Stolpersteinverlegung „lebendiger Geschichtsunterricht“.

Für die Stadt Braunschweig schlug Bürgermeisterin Anke Kaphammel den Bogen vom Nationalsozialismus zu aktuellen rechtsextremen Ereignissen: „Wir müssen weiterhin sehr wachsam sein und unsere Demokratie schützen.“

Die Schülerinnen stellten kurz den Lebensweg von Dr. Julius Bockemüller vor. Er war von

1906 bis zur Reifeprüfung 1915 Schüler am „Herzöglichen Wilhelm-Gymnasium“, wie die Schule damals offiziell hieß. 1924 ließ er sich als Landarzt in Sickte nieder, wurde 1942 nach einer Denunziation verhaftet. Nach einem Prozess vor dem Volksgerichtshof fand am 21. April 1943 in Berlin-Plötzensee die Hinrichtung statt.

Dr. Diethelm Krause-Hotopp überbrachte die Danksagung der Enkelinnen, die an der Veranstaltung aus gesundheitlichen Gründen leider nicht teilnehmen konnten.

Zum Abschluss legten Schülerinnen Rosen an die fünf Stolpersteine.

Dr. Diethelm Krause-Hotopp

 

Foto (Diethelm Krause-Hotopp): Der Stolperstein für Dr. Julius Bockemüller vor dem Wilhelm-Gymnasium in Braunschweig.

… zum Gedenken an unseren ehemaligen Schüler Dr. Julius Bockemüller

Nach und nach füllte sich der Gehweg vor dem Haupteingang. Anwesend waren einige VertreterInnen und an dem Projekt Beteiligte, die sich mit Lehrkräften, SchülerInnen und weiteren Interessierten versammelt hatten. Gegen 9 Uhr begann die Veranstaltung mit einer einstimmenden Musikeinlage von Charlotte Warstat und Alexander Schejok.

Die Begrüßung übernahm Herr Ovelgönne, der die Verlegung mit einer ‚lebendigen Geschichtsstunde‘ verglich. Daraufhin richtete auch Frau Salzmann vom Verein Stolpersteine für Braunschweig ein paar begrüßende Worte an die Runde und dankte in diesem Zug Herrn Dr. Krause-Hotopp, auf dessen Initiative hin diese Verlegung erst ins Rollen kam. Es folgte eine kurze Ansprache von Frau Kaphammel , der Bürgermeisterin in Braunschweig, mit dem wichtigen Appell, die Gräueltaten der NS-Zeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und immer wieder daran zu erinnern, um auch in der heutigen Zeit den verstärkt aufkommenden rechtsextremistischen Strömungen entgegenzuwirken. Das Wort übernahmen daraufhin Paula Caesar, Anne Heinemann und Hanna Schwarz, drei Schülerinnen des 12. Jahrgangs, die sich mit dem Schicksal von Dr. Julius Bockemüller beschäftigt hatten.

Dieser war von 1906-1915 an unserer Schule, absolvierte hier sein Abitur und ließ sich schließlich nach seinem Medizinstudium als Landarzt in Sickte nieder. Bockemüller, der als Deutschnationaler anfangs noch mit der nationalsozialistischen Bewegung sympathisiert hatte, distanzierte sich zunehmend von den vorherrschenden Ideologien. Er scheute nicht davor zurück, seine Kritik mit Patienten und Freunden zu teilen, da er sich in Sicherheit glaubte. Neben systemkritischen Äußerungen führte auch die Tatsache, dass Bockemüller „Halbjude“ war, dazu, dass er zunehmend ins Visier der Nationalsozialisten geriet. Am 27. April 1942 wurde er schließlich inhaftiert, seine Hinrichtung erfolgte am 21. April 1943 in Berlin-Plötzensee.

Somit setzt diese recht kleine Veranstaltung ein doch enorm großes Zeichen. Zum Gedenken an unseren ehemaligen Schüler, seinen Einsatz und seinen Mut setzte der Künstler Gunter Demnig den Gedenkstein während der Ansprachen schließlich persönlich in den Gehweg ein. Daraufhin wurden diesem und den anderen vier Stolpersteinen Rosen beigelegt.

Zum Ende hin wurden von Frau Salzmann und Herrn Ovelgönne noch ein paar abschließende und dankende Worte ausgesprochen sowie herzliche Grüße im Namen der Enkelinnen Bockemüllers ausgerichtet, die leider nicht hatten erscheinen können. Mit ausklingender Musik löste sich die Versammlung langsam auf. Vereinzelt wurde sich noch angenehm unterhalten und das kleine Büfett sorgte für Stärkung.

Insgesamt war die Stolpersteinverlegung eine wertvolle und bewegende Veranstaltung mit einer immens wichtigen Botschaft. In diesem Sinne lasst uns die zurückliegenden Zeiten und die grausamen Taten des NS-Regimes nicht vergessen, das Leid und den Mut des Widerstandes der Menschen nicht abwerten und stattdessen an sie gedenken, und auch im Alltag unseren Mitmenschen immer offen begegnen und unsere Demokratie schützen, sodass derartige Anschauungen nie wieder bei uns Fuß fassen können.

Cara Döppmann

Am 29. Juni wird die – coronabegingt verschobene – Stolpersteinverlegung für unseren ehemaligen WG-Schüler Dr. Julius Bockemüller nachgeholt. Der Künstler Gunter Demnig beginnt  morgens um 9.00 Uhr am WG mit der öffentlichen Verlegung, bevor weitere Steine in Braunschweig an diesem Vormittag folgen.

Leider dürfen platzbedingt nur wenige geladene Gäste – mit Abstand – direkt vor dem WG an der kurzen Zeremonie teilnehmen, zu der auch zwei Enkelinnen des Opfers anreisen werden. Herr Dr. Krause-Hotopp, der umfassend über das Schicksal des Sickter Arztes Bockemüller geforscht hat, übernimmt die Patenschaft für unseren neuen Stolperstein – vielen Dank!

E. Conrady

 

 

Stolpersteine: Schüler-Präsentationen der Biographie-Recherchen zu Dr. Julius Bockemüller

Dokumentation: Stolpersteine für das Wilhelm-Gymnasium (im Archiv der WGs)

„Stolperstein“ für WG-Schüler Dr. Heinrich Jasper (im Archiv des WGs)

Die Klasse 5a hat am 8.12.2020 im Rahmen des Geschichtsunterrichtes Lesezeichen aus Papyrus farbig gestaltet, auf denen ägyptische Götter abgebildet waren. Auf den Fotos sieht man die Göttin Nephtys, gestaltet von Aina Büchner, den Gott Anubis, gestaltet von Jan Helge Schwark, und den Gott Horus, gestaltet von Hadi Sibai.

Die Verlegung des Stolpersteins für Herrn Dr. Julius Bockemüller vor dem WG-Eingang (die eigentlich für morgen, Dienstag, den 26.05. geplant war) ist vom Künstler Herrn Demnig abgesagt worden. Er gehört dem Alter nach zur Corona-Risikogruppe und hat alle Termine in diesem Frühjahr vertagt. Die Verlegung des neuen Stolpersteins wird um ein Jahr auf 2021 verschoben.

E. Conrady

durch Paula Caesar, Anne Heinemann und Hanna Schwarz

Der Verein Stolpersteine für Braunschweig hatte zum 3. März 2020 in den Roten Saal des Schlosses eingeladen, der bis auf den letzten Platz besetzt war. Schülerinnen und Schüler der IGS Franzsches Feld, Mitglieder der Sozialistischen Jugend – Die Falken und die oben genannten Schülerinnen des Wilhelm-Gymnasiums stellten ihre Biographie-Recherchen vor.

Die unterschiedliche Art der Vorstellung der Gruppen mitzuerleben, war sehr beeindruckend. Bei der Schilderung der verschiedenen Biographien herrschte große Betroffenheit, vereinzelt flossen auch Tränen.

Paula, Anne und Hanna aus dem 11. Jahrgang hatten sich mit dem Sickter Arzt Dr. Julius Bockemüller beschäftigt, der von 1906 bis zur Reifeprüfung 1915 das „Herzögliche Wilhelm-Gymnasium“ besucht hatte. Zu ihrem Vortrag zeigten sie Bilder und Quellen, sodass sie ihre Texte sehr gut veranschaulichten. Im Archiv ihrer Schule hatten sie sogar einen Aktenvermerk aus dem Jahr 1915 entdeckt.

Im Mittelpunkt ihrer Recherche standen die Jahre 1942/43: Die Verhaftung in Sickte, die beiden Prozesstage vor dem Volksgerichtshof in Berlin, die Verkündung des Urteils (seine Mutter nahm sich an diesem Tag aus Verzweiflung das Leben) und die Hinrichtung am 21. April 1943 in Berlin-Plötzensee.

Die Referentinnen beließen es aber nicht nur bei der hervorragenden Aufarbeitung der geschichtlichen Ereignisse, sondern gingen auch auf die Gegenwart ein. Zum Schluss ihres Beitrags richteten sie die Mahnung, „dass unmenschliche Verbrechen dieser Art nie wieder passieren dürfen“, an die Zuhörerinnen und Zuhörer.

Der Sickter Bürgermeister Marco Kelb hat die drei Schülerinnen zum 23. März nach Sickte eingeladen. Im Sickter Herrenhaus werden sie dann um 18.30 Uhr ihrer Vortrag noch einmal halten.

Am 26. Mai 2020 um 9.00 Uhr wird ein Stolperstein für Dr. Julius Bockemüller vor dem Wilhelm-Gymnasium verlegt.

Dr. Diethelm Krause-Hotopp

Fotos: WG

Artikel in der Braunschweiger Zeitung

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